Author: Michael Klöker, VIR-Nordwest
ViR-Nordwest – Studienreise Dänemark: Delegation informierte sich bei den dänischen Nachbarn. Dass Deutschland in den Bereichen „E-‐Government“ und „Digitalisierung“ im internationalen Vergleich nicht auf den vorderen Plätzen rangiert, wird häufig in der öffentlichen Diskussion angemerkt.
Das kommunale Netzwerk „Virtuelle Region Nordwest“ (ViR-‐Nordwest), ein Zusammenschluss von fast 70 Kommunen und IT-Dienstleistern im Nordwesten, hat sich u.a. um Ziel gesetzt, die Digitalisierung der Verwaltung bei ihren Mitgliedern stärker zu unterstützen. Unter dem Motto „von den Besten lernen“ reiste deshalb Ende August eine vierzehnköpfige Delegation der ViR-Nordwest nach Dänemark. Die IT- und Digitalisierungsexperten/innen informierten sich auf der dreitägigen Studienreise in Kopenhagen und Frederiksberg über die staatlichen und kommunalen Initiativen der skandinavischen Nachbarn. Vor allem durch die umfangreiche inhaltliche Unterstützung der dänischen Botschaft in Berlin – insbesondere durch die Botschaftsrätin für Digitalisierung, Lone Skak‐Nørskov – bot das Programm den Teilnehmern/innen viele Ansätze und Anregungen für die Digitalisierung.
Aufgrund der positiven Entwicklung gehört das digitale Dänemark inzwischen zu den europäischen Vorbildern, insbesondere für öffentliche Verwaltungen. Die dänische Staatsregierung und die fünf Regionen haben bereits vor rund 15 Jahren die Weichen für eine breite Digitalisierung und den Ausbau der digitalen Verwaltung gestellt. Im Rahmen gesetzlicher Vorgaben haben dann die 98 dänischen Kommunen zum Teil einzeln oder im Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit die Digitalisierung on Verwaltungsleistungen eigenständig umgesetzt. Das Angebot digitaler Leistungen gliedert sich in Dänemark in drei Zugänge – unabhängig von den jeweiligen Zuständigkeiten. Die Bürger/innen finden alle Angebote im Bürgerportal „borger.dk“. Unternehmen greifen über das Unternehmerportal „virk.dk“ auf alle gewerberelevanten Angebote zu. Und das Gesundheitswesen bietet seine Leistungen über das Gesundheitsportal „sundhed.dk“ den Bürger/innen an.
Die Delegation der ViR-Nordwest konnte sich auf der Studienreise nicht nur einen umfassenden Überblick über die Gesamt-Aktivitäten in Dänemark verschaffen, sondern auch einen Einblick in zentrale IT-Lösungen wie z.B. eID, digitales Postfach, Besuchermanagement/Warteschlangen-Optimierung, Portale oder die Beantragung des biometrischen Reisepasses bekommen. Über die Präsentationen im dänischen Außenministerium, in der Deutsch-Dänischen Handelskammer und in der Kommune Frederiksberg erhielten die Teilnehmer/innen zahlreiche Informationen zu den Digitalisierungsstrategien im öffentlichen Sektor.
Mitentscheidend für die fortschreitende Digitalisierung in Dänemark – das wurde auf der Studienreise mehr als deutlich – sind aber auch eine offene, kulturelle Einstellung der Bürger-Gesellschaft und ein pragmatisches Vorgehen mit entsprechender Fehlertoleranz im Verwaltungsbereich. Dr. Martin Hagen, Abteilungsleiter im Bremer Finanzressort, der die Delegation anführte, wies auf die Unterschiede zu Deutschland hin: „Bürger/innen, Unternehmen und Verwaltungen haben ein großes Vertrauen sowohl in die Informationstechnik als auch in den Staat und die Kommunen. Zu Recht, denn die dänische Verwaltung nutzt die Digitalisierung nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern auch, um die Transparenz ihres Handelns zu erhöhen. In beeindruckender Weise hat sie erkannt, dass elektronische Angebote allein nicht hilfreich sind – es kommt darauf an, den Nutzen für Bürger/innen und Unternehmen zu erhöhen.“
Drei Tage lang sammelte die Gruppe der ViR-Nordwest interessante Eindrücke und zog am Ende ein positives Fazit: „Von den vielen dänischen Beispielen”, so Dr. Hagen, „nehmen wir wertvolle Anregungen mit, wie auch bei uns der digitale Wandel geschafft werden kann. Besonders wichtig ist, dass in Dänemark die staatlichen Ministerien, die Regionen und die Kommunen eine einheitliche und gemeinsame Digitalisierungsstrategie verfolgen – und das schon seit 15 Jahren. Diese Zusammenarbeit sollte ein Vorbild für die deutsche Verwaltung sein.“
Die ViR-Nordwest wird einzelne Themen der Reise aufnehmen und im kommenden Jahr für alle Mitglieder nutzbar machen.
– Michael Klöker, Virtuelle Region Nordwest